Wo ist die Pause Taste ?

Ich stecke fest, ich habe keinen Plan und hätte gerne eine Auszeit von mir selbst. Ich bin müde, kraftlos und fühle mich wie in Treibsand. Ist es meine Depression? Ist es Stress ? Seit ein paar Tagen bin ich total angespannt und ich dachte es ist ein Inneres Kind Thema. Aber ist es nicht.

Heute war wieder einer dieser Tage an denen ich mich frage, ob es nicht besser wäre einfach die Medikamente zu nehmen und ein einfaches unkompliziertes Leben zu führen, anstatt diesen Schmerz und Druck zu fühlen und nicht zu wissen warum und wie man es lösen kann.

Seit Vatertag liegt bereits ein Schleier über mir, den ich die ganze Zeit nicht bemerkt habe, aber er war da. Es sind die kleinen Dinge, wenn ich Zeit habe, liege ich im Bett schaue fern und zusätzlich ins Handy. Meditation ist so gut wie nicht möglich, rausgehen oder weggehen nur mit meinem Mann. Jetzt habe ich Urlaub und meine Routine fällt weg und er ist da. Momentan arbeite ich viel an mir, aber vermutlich zu langsam, der Verlust meines Opas, hat eine Lücke hinterlassen und mein inneres Kind zeigt mir all meine nicht bearbeiteten Sachen, ich dachte ich wäre weiter, aber jeder Tag zeigt mir, dass es nur die Routine ist die mich aufrecht hält.

Das Wetter war mega und mein Mann und ich wollten in den Bikepark nach Lac Blanc. Ich habe genug geschlafen, habe dafür gesorgt, dass meine Migräne und alle anderen Kleinigkeiten unter Kontrolle sind und los ging es 200km Richtung Colmar. Ich spürte schon dass mich was umtreibt und nutze die Zeit um über vieles mit meinem Mann zu sprechen und zu reflektieren.  Wir sind recht spät losgefahren und es kam wie es kommen musste der Parkplatz war extrem voll, keine Parkplatz, keine Ecke zum ankommen und runterkommen, für mich schon in meinem angeschlagenen Modus, im Auto extrem anstrengend. Mein Mann wusste keine Chance so konnte ich nicht in die Menschenmasse am Lift eintauchen, die Abgrenzung hätte ich gerade heute, nicht hinbekommen. Ich mag keine Menschenmassen, da ich einfach zu viele Emotionen der anderen mitbekomme und extrem viel aufnehme und anstrengend finde (Gerüche, Geräusche, Nähe zu Fremden). Also fuhren wir nochmal 20 km auf den zweiten Parkplatz und während der Fahrt merkte ich schon wie mein Mann nachdachte (er selbst hatte vor ca. 1 Jahr eine Herz OP und muss erst einmal lernen dass er ohne Betablocker klar kommen muss) ich merkte wie mein Mann unsicher wurde. Mein Anker wankte. Auf dem zweiten Parkplatz klappt es dann mit dem parken, aber ich war überfordert, ängstlich,unsicher. Ich hatte extrem Druck auf der Brust und ich war kurz vorm weinen. Ich wollte gerne aufs Biken steigen, aber ich konnte nicht. Es war mir unmöglich und da mein Mann nicht ohne mich fahren wollte und wir auch keinen Unfall heraufbeschwören wollten, mussten wir abbrechen und die Heimreise antreten. Das sind die schlimmsten Momente, wenn man seine große Leidenschaft nicht ausüben kann, weil ? Ja warum ?? Weil so viele Menschen da sind ?? Weil der Boden zu trocken ist ? Alle französisch sprechen ? Ich kann euch hier tausend Begründungen oder Ausreden aufzählen warum es evtl. so ist. Ich liebe meinen Sport, aber es gibt immer wieder solche Situationen, in denen ich mir einfach wünsche normal zu sein. Und einfach das Fahrrad auszuladen, drauf zu sitzen und zu fahren. Aber die Menschenmengen zu sehen, hat alles was eh schon da war schlimmer gemacht und ich hasse mich dafür und wenn ich nicht in mir selbst gefangen wäre, würde ich mir eine klatschen. Wie kann man so bescheuert sein und nicht die einfachsten Dinge hinbekommen, es war nur viel los, sonst war alles gut.  Oder war es das nicht ??

Nein war es nicht, das war eine Panikattacke, dich ich nicht richtig gedeutet hatte weil ich dachte das liegt hinter mir und meine Angst ist unter Kontrolle. Angst war schon immer ein großes Thema in meinem Leben und die damit einhergehende Unruhe, Anspannung, Herzrasen kenn ich zu gut. Jahrelange Verdrängungstaktiken haben das Problem eher größer werden lassen, anstatt kleiner. Erst durch Meditation konnte ich mit Angst besser umgehen. Aber nun hat sie sich von hinten angeschlichen und hat in dem Moment zugeschlagen, wo ich immer am traurigsten bin wenn sie mich erwischt. Ich hätte so gern einen unbeschwerten Tag mit meinem Bike verbracht, aber es ist wichtig die Angst zu akzeptieren und gut mit ihr und einem selbst umzugehen. Zwang macht es nicht besser. Manchmal hilft mir auch einfach atmen und dadurch die Welt wieder vergrößern, denn Angst verkleinert den Fokus auf das Problem. Heute hat dies bei mir nicht ausgereicht….

Mein Mann und ich nutzen die Zeit um nochmal ein paar Dinge durchzugehen und uns auf die Wiederholung des Bikepark Besuchs anders vorzubereiten. Wir kommen in 1-2 Wochen wieder und dann schaffe ich es auf jeden Fall.

Die Taktik ist klar, früher kommen, guten Parkplatz finden, wo ich mich ein wenig zurück ziehen kann. Auf die Atmung achten, Scheuklappen deaktivieren (nicht auf das Angstproblem fokussieren), Gefühle annehmen.

Es ist nicht einfach ich zu sein, aber ich würde es nicht anders wollen, ich bin dankbar für alles was ich bereits erreicht habe und was mir möglich ist und ich lasse mich nicht unterkriegen. Aufgeben ist nie eine Option.

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